Wie entsteht eine stille Entzündung?


Eine stille Entzündung, oder auch silent oder low grade inflammation genannt, wird durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst, die das Immunsystem langfristig aktivieren und Entzündungsprozesse aufrechterhalten. Hier sind die Hauptmechanismen und Ursachen, die zu einer solchen stillen Entzündung führen können:


Ungesunde Ernährung

- Überschuss an Zucker und einfachen Kohlenhydraten: Ein hoher Konsum von Zucker, raffinierten Kohlenhydraten und gesättigten Fetten kann zu einer Insulinresistenz führen, was wiederum Entzündungsprozesse auslöst. Insulinresistenz und chronisch hohe Blutzuckerspiegel fördern die Bildung von Entzündungsmediatoren wie Zytokinen.


- Omega-6-Fettsäuren: Eine Ernährung, die reich an Omega-6-Fettsäuren ist (vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln), kann das Entzündungsgeschehen fördern, insbesondere wenn sie nicht durch Omega-3-Fettsäuren ausgeglichen wird.


- Mangel an Antioxidantien und Ballaststoffen: Obst und Gemüse enthalten Antioxidantien und Ballaststoffe, die Entzündungen hemmen. Ein Mangel an diesen Nährstoffen kann oxidativen Stress und damit verbundene Entzündungen fördern.


Übergewicht und viszerales Fett

- Viszerales Fett (Fett, das die inneren Organe umgibt) ist besonders problematisch, da es aktive Entzündungsfaktoren produziert. Fettzellen (Adipozyten) im viszeralen Fettgewebe setzen proinflammatorische Zytokine wie TNF-α und Interleukin-6 (IL-6) frei. Diese Entzündungsstoffe tragen zur systemischen (den ganzen Körper betreffenden) Entzündung bei und verstärken das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes und Arteriosklerose.


Chronischer Stress

- Stress aktiviert die Produktion von Cortisol, dem sogenannten Stresshormon. Während Cortisol in akuten Stresssituationen eine entzündungshemmende Wirkung hat, führt chronischer Stress zur Dysregulation des Cortisolsystems. Dadurch kann das Immunsystem langfristig überaktiv werden, was stille Entzündungen auslöst.


- Außerdem beeinflusst Stress das Darmmikrobiom negativ und kann zur Entwicklung von Leaky Gut führen, was wiederum Entzündungen im Körper fördert.


Schlafmangel

- Chronischer Schlafmangel und schlechte Schlafqualität sind eng mit einer Erhöhung von Entzündungsmarkern verbunden. Schlaf ist wichtig für die Regeneration und das Gleichgewicht des Immunsystems. Anhaltender Schlafmangel kann das Immunsystem dysregulieren und den Körper in einen permanenten Zustand niedriger Entzündung versetzen.


Ungleichgewicht im Darmmikrobiom

- Ein gestörtes Darmmikrobiom kann eine Low-Grade-Entzündung auslösen. Bei einer Dysbiose (Ungleichgewicht der nützlichen und schädlichen Bakterien) kann die Darmbarriere geschwächt werden, was zu einem Leaky-Gut-Syndrom führt. Dies ermöglicht das Eindringen von Bakterien und Toxinen in den Blutkreislauf, was das Immunsystem aktiviert und zu systemischen Entzündungen führt.


Toxine und Umweltfaktoren

- Umweltschadstoffe wie Chemikalien, Luftverschmutzung, Pestizide und Schwermetalle (z.B. Quecksilber) können chronische Entzündungsreaktionen auslösen. Diese Schadstoffe erhöhen den oxidativen Stress im Körper, der wiederum Entzündungen fördert.

- Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum tragen ebenfalls zu stillen Entzündungen bei, indem sie die Entzündungsantwort verstärken und die Regeneration des Gewebes behindern.


Bewegungsmangel

- Mangel an körperlicher Aktivität ist ein Risikofaktor für Entzündungen. Regelmäßige Bewegung wirkt entzündungshemmend, indem sie die Produktion von entzündungshemmenden Zytokinen fördert und die Fettmasse (insbesondere viszerales Fett) reduziert.


- Ein sitzender Lebensstil erhöht das Risiko für Insulinresistenz, Fettleibigkeit und damit verbundene Entzündungsprozesse.


Infektionen

- Chronische oder unbemerkte Infektionen, wie durch Herpesviren, Bakterien (z.B. durch Zahnfleischentzündungen) oder Hefepilze, können stille Entzündungen verursachen, da das Immunsystem ständig aktiviert wird, ohne dass akute Symptome auftreten.


Autoimmunerkrankungen

- Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper, was chronische Entzündungen auslöst. Diese Autoimmunprozesse, wie bei Rheumatoider Arthritis, Lupus oder Hashimoto-Thyreoiditis, können die stille Entzündung verstärken.



Die Folgen einer stillen Entzündung


Eine silent iInflammation kann langfristig zu einer Vielzahl chronischer Krankheiten und Gesundheitsprobleme beitragen:


  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Entzündungen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Arteriosklerose (Verhärtung der Arterien), die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann.
  • Typ-2-Diabetes: Chronische Entzündungen beeinträchtigen die Insulinwirkung und tragen zur Entwicklung von Insulinresistenz bei, was letztlich zu Typ-2-Diabetes führen kann.
  • Neurodegenerative Erkrankungen: Entzündungen werden mit Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson in Verbindung gebracht, da entzündliche Prozesse das Nervengewebe schädigen können.
  • Krebs: Chronische Entzündungen können die Tumorbildung fördern, indem sie das Zellwachstum anregen und DNA-Schäden begünstigen.
  • Arthritis und Gelenkprobleme: Entzündliche Gelenkerkrankungen wie Arthritis verschlimmern sich durch stille Entzündungen.
  • Chronisches Erschöpfungssyndrom und Fibromyalgie: Diese Erkrankungen sind ebenfalls mit anhaltenden Entzündungen verbunden, die zu Schmerzen und Müdigkeit führen.



Wie diagnostiziert man eine stille Entzündung?


Eine Silent Inflammation ist schwer zu erkennen, da sie oft keine offensichtlichen Symptome verursacht. Zur Feststellung werden häufig Labortests durchgeführt, die auf erhöhte Entzündungsmarker hinweisen, wie:


  • C-reaktives Protein (CRP): Ein Marker für systemische Entzündungen. Mittlerweile kann man auch ein sensibleren Test verwenden, das hsCRP - das high sensitive CRP.
  • Interleukin-6 (IL-6): Ein proinflammatorisches Zytokin, das häufig bei stillen Entzündungen erhöht ist und der Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α): Ein weiterer Marker für chronische Entzündungsprozesse. Diese Werte werden aber eher selten erhoben, da das Gesamtbild des Patienten entscheidend ist.
  • Homocystein: Ein Marker, der auf Entzündungen und oxidativen Stress hinweisen kann.
  • Omega-3-/Omega-6-Verhältnis: Ein Ungleichgewicht kann stille Entzündungen fördern.
  • Insulinresistenz und HbA1c: Chronische Entzündungen sind oft mit einer gestörten Glukoseregulation assoziiert.
  • Mikrobiomanalyse:  Eine Dysbiose im Darm (Ungleichgewicht der Darmflora) kann stille Entzündungen begünstigen. Man kann diese mittels einer Analyse der Darmflora durch Stuhluntersuchungen und beispielsweise durch eine Zonulin-Bestimmung zur Beurteilung der Darmbarrierefunktion (Leaky Gut) entdecken.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Auch Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsmittel oder - bestandteilen können ein Trigger für chronische Entzündungen sein (Gluten, Laktose, Fruktose zum Bespiel).
  • HRV (Herzratenvariabilität): Ein niedriger HRV-Wert kann auf eine chronische Entzündungsaktivität hinweisen.
  • Beschwerdenanalyse: Auch wenn stille Entzündungen symptomarm sind, gibt es oft Hinweise wie chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, oder Muskel- und Gelenkbeschwerden


Prävention und Behandlung

Die Behandlung und Prävention von stillen Entzündungen konzentriert sich darauf, die auslösenden Faktoren zu minimieren und die körpereigenen Entzündungsmechanismen zu regulieren. Chronische Entzündungen sind häufig durch schlechte Ernährung, Schlafmangel und Stress getriggert.


  • Gesunde antientzündliche Ernährung:

- Reich an Antioxidantien (Obst, Gemüse), Omega-3-Fettsäuren (fetter Fisch, Leinsamen) und entzündungshemmenden Lebensmitteln wie Kurkuma und Ingwer.

- Reduktion von verarbeiteten Lebensmitteln, Zucker, gesättigten Fetten und Omega-6-reichen Nahrungsmitteln.


  • Gewichtsreduktion:

- Abbau von viszeralem Fett durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung, um entzündliche Prozesse zu reduzieren.


  • Stressbewältigung:

- Stressmanagement-Techniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen können helfen, die Cortisolspiegel zu senken und das Immunsystem zu beruhigen.


  • Ausreichend Schlaf:

- 7-9 Stunden erholsamer Schlaf sind wichtig für die Regulierung der Entzündungsprozesse.


  • Regelmäßige Bewegung:

- Moderate Bewegung wirkt entzündungshemmend und fördert die allgemeine Gesundheit.


  • Darmsanierung:

- Wiederherstellung einer funktionierenden Darmbarriere und Förderung einer gesunden Darmflora